Ein helles Licht. So hell, ich bekomme meine Augen kaum auf. Wo bin ich? Ist das der Himmel oder die Hölle? Oder doch ein völlig anderer Ort? Der Geruch von Erde, Tannen und reiner Luft steigt mir in die Nase. Das Sonnenlicht streicht mir sanft über's Gesicht. Ich bin im Wald. Doch ich spüre ein Stechen in meinem Rücken, Tannennadeln und Ameisen zwicken mir in die Haut, also stehe ich auf. Warum bin ich hier? Ich schließe meine Augen, der Wind weht durch mein Haar und wickelt sich um die dünnen, blassen Beinchen.
Kälte, Schweiß, Gänsehaut. Die Kehle war wie zugeschnürt, ich konnte nicht atmen. Ein Gefühlswahnsinn in meinem Inneren. Ich war verloren in der Menge, ich war dabei zu ertrinken - in einem unendlich großen und eiskalten Ozean, der die Sünden weg zu waschen schien. Wer war ich? Was tat ich? Welchen Weg sollte ich gehen? Wie eine Alice im Wunderland irrte ich vergessen umher. Einsam und verlassen, leer und stumm. Ich befand mich hinter einer Mauer, die ich mir selbst erbaute. Das Herz unterwegs verloren, die Gefühle durcheinander. Tränen rollten das blasse Gesicht hinab und bildeten einen verrückten Fluss aus Trauer und Erinnerungen. Ich war die Melancholie selbst. Hatte ich den Kampf gegen das Leben etwa schon verloren? Wo ist die Liebe, der Frieden und das Schöne in mir hin? Ich fühlte mich allein, da war niemand der zuhört. Das war niemand, der sagt ‘’Alles wird gut, mach’ Dir keine Sorgen.’’
Ich drehte mich ständig im Kreis, kein Anfang und kein Ende in Sicht. Die Dunkelheit war unerträglich. Kein einziger Funke von Licht in Sicht. Meine Gedanken - unerträglich. Es waren nur ich und meine Gedanken, Gedanken die einen wahnsinnig machen, die einen quälen.
Doch dann, irgendwann, sprach eine Stimme in meinem Kopf "Du Gefangene der Einsamkeit, der Angst und der Dunkelheit. Halte kurz inne, dann folge meiner Stimme, gehe den Weg und du bist frei für immer."
Also durchbrach ich die Mauer, die mich umgab mit all meinen Kräften. Adrenalin schoss mir ins Blut und mein Herz raste und pumpte so schnell wie noch nie. Ich fühlte jeden einzelnen Schlag unter meiner Brust, ich hatte einen Motor der mich antrieb.
Ich lief, lief immer schneller, schneller und weiter. Meine Beine bewegten sich von allein und führten mich vorerst ins Ungewisse, wo würde ich ankommen? Ich sah Millionen Farben und Lichter um mich herum, seltsame Wesen die tanzten und lachten. Ein Feuerwerk aus Farben über mir, die ich noch nie gesehen habe und plötzlich befand ich mich mittendrin. Eine Wärme und Geborgenheit umgab mich, Sterne regneten auf mich herab und ich fing an zu leuchten. Ich zog ich einen gigantischen Lichtschweif hinter mir her. Wie eine einsame Sternschnuppe am Himmel durchquerte ich den Ort des Wahnsinns und wurde mit meinen Ängsten konfrontiert.
Doch plötzlich wurden die tanzenden Wesen zu einer Bande Wölfen. Ich wurde gejagt von der Vergangenheit, gejagt von meinem eigenen, inneren Ich. Ich verlor mich selbst, ich verlor die Kontrolle. Die Farben verschwanden, das Feuerwerk verlor an Licht und die Sterne wurden zu Steinen und prasselten auf mich herab. Ich fühlte mich nicht mehr warm und geborgen, ich fühlte mich wieder allein und verlassen. Werde ich der Dunkelheit irgendwann entkommen? Doch dann stürzte ich ab, ich fiel in ein tiefes Loch und war weg.
Doch jetzt bin ich hier - im Wald. Ich bin wieder da. Ein Neuanfang wartet auf mich. Ich sitze weit oben auf einer Tanne, das Sonnenlicht glitzert und funkelt durch die Bäume hindurch und streichelt meine Haut.
Ich muss bald los. Barfuß klettere ich hinunter, die nackten Füße auf dem kalten Erdboden gehe ich nun diesen Weg. Meinen Weg. Das Licht ist wieder da und ich bin frei.
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