"Ich würde Sie jetzt einfach gerne
in den Arm nehmen und halten,
wie es eine Mutter mit ihrem Kind machen würde..."
___________________________________________________________________
Es war warm, viel zu schnell
viel zu warm draußen.
Unter dem schwarz-weiß gestreiften Pulli
und der schwarzen Latzhose war es doch etwas zu warm.
Es war ein heißer Weg zur Therapie,
jeder Schritt hat sich angefühlt,
als würde ich tonnenweise Steine und Brocken hinter mir herziehen.
Mein Kopf ist fast explodiert vor Hitze.
"the underdogs are my lions,
the silent ones are my choir"
Die Treppen hoch zum Wartezimmer waren wie ein Berg,
den ich ohne Sicherung versucht habe zu erklimmen.
den ich ohne Sicherung versucht habe zu erklimmen.
Langsam, Schritt für Schritt, ganz langsam,
ein Bein nach dem anderen.
Im Wartezimmer angekommen.
Schweißausbrüche.
Zu warm, zu viel, viel zu viel.
Knapp fünf Minuten habe ich dort gesessen,
auf die mir gegenüberliegenden Zeitschriften und Magazine gestarrt, auf den Boden gestarrt.
Viel zu schnell und zu doll geatmet.
"Ich wünsche einen wunderschönen Tag"
meinte eine mir sehr bekannte Stimme hinter der Glastrennwand zwischen Empfang und Wartezimmer.
Ohne mich umdrehen zu müssen,
wusste ich schon, dass es die beste Freundin meiner Mutter war.
12 Uhr.
Ganz weit hinter mir habe ich Schritte wahrgenommen, ganz entspannt und einer nach dem anderen.
"Frau Lange?"
Der Kopf meiner Therapeutin kam plötzlich rechts von mir hinter der Trennwand hervor.
Und weil auch diesmal die Sitzung an einem Mittwoch war, wurden die Räume natürlich wieder getauscht.
Wir waren wieder dort,
wo wir auch sonst immer am Mittwoch waren, das ganz letzte Zimmer ganz rechts.
Zuerst habe ich mir wieder den Sessel zurechtgerückt und auch meine Therapeutin hat lachend mitgemacht.
Als ich mich dann aber in den Sessel habe fallen lassen, bin ich verstummt.
Neben mir an der Wand hing eine große Karte,
ich glaube es war eine Deutschlandkarte,
man konnte auch noch ein wenig von den Nachbarländern erkennen.
Schweiz, stand da unten in großer Schrift.
Alles total komplex und vernetzt aus vielen schlangenförmigen Linien.
Tränen. Mein Mund hat sich langsam geöffnet und ein
"Ich weiß überhaupt nicht mehr weiter"
ausgespuckt.
Die Beine standen beide auf dem Boden,
der Oberkörper war krumm nach unten gerichtet, die Arme und Hände irgendwo zwischen den Beinen liegend und spielend an den Ringen.
Erst ein paar Sekunden später habe ich gemerkt,
dass meine Therapeutin aufgestanden und ein Stück hinter den Sessel gegangen ist.
Ich dachte, jetzt holt sie das Körbchen mit den Tierchen - die Maus lag zu dem Zeitpunkt zu Hause in meinem Bett.
Aber nein, stattdessen kam ein
"Darf ich meinen Sessel neben Sie stellen und mich hinsetzen?"
Nicken.
Und so haben wir dann erstmal nebeneinander gesessen und in Richtung Fenster geschaut.
Es war warm draußen, die Bäume leuchtend grün und manchmal kam laut ratternd eine Straßenbahn vorbeigefahren.
Mal habe ich auf den Boden gestarrt,
dann auf meine Hände und die Ringe, dann mal wieder auf die Karte an der Wand.
Dann hat sie angefangen zu erzählen und meinte, dass es schwer sein kann, Dinge zu akzeptieren und loszulassen.
So in der Art.
"Also, das... das hört sich jetzt vielleicht verrückt an, aber ich habe oft das Gefühl, dass ich in die komplett falsche Welt hineingeboren wurde.
Es hört sich verrückt an..."
"Nein, nein das tut es nicht"
Wir haben sehr lange sehr stillschweigend dort gesessen und sie meinte, dass das im Moment vielleicht einfach ausgehalten werden muss/soll/kann.
"Ich weiß auch nicht, vielleicht ist das jetzt gerade auch einfach so.
Sie müssen nicht reden, wir können auch einfach hier sitzen und es gemeinsam aushalten.
Wenn Sie möchten, können Sie aber auch Ihre Gedanken mit mir teilen und reden...
Sie müssen aber nicht"
Und so saßen wir dort, Minute für Minute und schweigend.
Ich hatte ständig das lästige Ticken der Uhr in meinen Ohren und mir innerlich noch mehr Druck gemacht.
Ab und zu kam ein Husten von draußen,
dann die nächste Straßenbahn und leises Gezwitscher der Vögel.
Manchmal auch mein lautes Schlucken oder das tiefe Durchatmen meiner Therapeutin.
Wir waren einfach nur da, sie war einfach da.
Ich war nicht allein, trotzdem ich nicht gesprochen habe.
"Druck, Druck, Druck,
ich spüre da total viel Druck in Ihnen"
"Angst, Angst, Angst,
total viel Angst, zu viel Druck und Angst.
Ich fühle mich verloren, irgendwo schwebend"
hab ich mit dünner Stimme geantwortet.
Darauf hin meinte sie, dass das vielleicht auch einfach okay ist, dass ich schwebe.
Dass das eben so ist und gerade nicht geändert werden kann.
Die Nase hat ständig hochgezogen, das Gesicht war klitschnass und von Tränen überflutet.
Der Kopf hat sich immer mehr in die andere Richtung zur Wand und zur Karte gedreht, irgendwelche Dörfer und Städte darauf gelesen.
"Ich wünsche einen wunderschönen Tag"
meinte eine mir sehr bekannte Stimme hinter der Glastrennwand zwischen Empfang und Wartezimmer.
Ohne mich umdrehen zu müssen,
wusste ich schon, dass es die beste Freundin meiner Mutter war.
12 Uhr.
Ganz weit hinter mir habe ich Schritte wahrgenommen, ganz entspannt und einer nach dem anderen.
"Frau Lange?"
Der Kopf meiner Therapeutin kam plötzlich rechts von mir hinter der Trennwand hervor.
Und weil auch diesmal die Sitzung an einem Mittwoch war, wurden die Räume natürlich wieder getauscht.
Wir waren wieder dort,
wo wir auch sonst immer am Mittwoch waren, das ganz letzte Zimmer ganz rechts.
Zuerst habe ich mir wieder den Sessel zurechtgerückt und auch meine Therapeutin hat lachend mitgemacht.
Als ich mich dann aber in den Sessel habe fallen lassen, bin ich verstummt.
Neben mir an der Wand hing eine große Karte,
ich glaube es war eine Deutschlandkarte,
man konnte auch noch ein wenig von den Nachbarländern erkennen.
Schweiz, stand da unten in großer Schrift.
Alles total komplex und vernetzt aus vielen schlangenförmigen Linien.
Tränen. Mein Mund hat sich langsam geöffnet und ein
"Ich weiß überhaupt nicht mehr weiter"
ausgespuckt.
Die Beine standen beide auf dem Boden,
der Oberkörper war krumm nach unten gerichtet, die Arme und Hände irgendwo zwischen den Beinen liegend und spielend an den Ringen.
Erst ein paar Sekunden später habe ich gemerkt,
dass meine Therapeutin aufgestanden und ein Stück hinter den Sessel gegangen ist.
Ich dachte, jetzt holt sie das Körbchen mit den Tierchen - die Maus lag zu dem Zeitpunkt zu Hause in meinem Bett.
Aber nein, stattdessen kam ein
"Darf ich meinen Sessel neben Sie stellen und mich hinsetzen?"
Nicken.
Und so haben wir dann erstmal nebeneinander gesessen und in Richtung Fenster geschaut.
Es war warm draußen, die Bäume leuchtend grün und manchmal kam laut ratternd eine Straßenbahn vorbeigefahren.
Mal habe ich auf den Boden gestarrt,
dann auf meine Hände und die Ringe, dann mal wieder auf die Karte an der Wand.
Dann hat sie angefangen zu erzählen und meinte, dass es schwer sein kann, Dinge zu akzeptieren und loszulassen.
So in der Art.
"Also, das... das hört sich jetzt vielleicht verrückt an, aber ich habe oft das Gefühl, dass ich in die komplett falsche Welt hineingeboren wurde.
Es hört sich verrückt an..."
"Nein, nein das tut es nicht"
Wir haben sehr lange sehr stillschweigend dort gesessen und sie meinte, dass das im Moment vielleicht einfach ausgehalten werden muss/soll/kann.
"Ich weiß auch nicht, vielleicht ist das jetzt gerade auch einfach so.
Sie müssen nicht reden, wir können auch einfach hier sitzen und es gemeinsam aushalten.
Wenn Sie möchten, können Sie aber auch Ihre Gedanken mit mir teilen und reden...
Sie müssen aber nicht"
Und so saßen wir dort, Minute für Minute und schweigend.
Ich hatte ständig das lästige Ticken der Uhr in meinen Ohren und mir innerlich noch mehr Druck gemacht.
Ab und zu kam ein Husten von draußen,
dann die nächste Straßenbahn und leises Gezwitscher der Vögel.
Manchmal auch mein lautes Schlucken oder das tiefe Durchatmen meiner Therapeutin.
Wir waren einfach nur da, sie war einfach da.
Ich war nicht allein, trotzdem ich nicht gesprochen habe.
"Druck, Druck, Druck,
ich spüre da total viel Druck in Ihnen"
"Angst, Angst, Angst,
total viel Angst, zu viel Druck und Angst.
Ich fühle mich verloren, irgendwo schwebend"
hab ich mit dünner Stimme geantwortet.
Darauf hin meinte sie, dass das vielleicht auch einfach okay ist, dass ich schwebe.
Dass das eben so ist und gerade nicht geändert werden kann.
Die Nase hat ständig hochgezogen, das Gesicht war klitschnass und von Tränen überflutet.
Der Kopf hat sich immer mehr in die andere Richtung zur Wand und zur Karte gedreht, irgendwelche Dörfer und Städte darauf gelesen.
"Ich würde Sie jetzt einfach gerne
in den Arm nehmen und Sie halten,
wie es eine Mutter mit ihrem Kind machen würde..."
hat die ruhige Stimme links von mir gesagt.
Ich habe weiter auf meine Arme und Hände gestarrt, nicht reagiert.
Ich wusste überhaupt nicht, wie ich in dem Moment reagieren sollte.
Sollte ich nicken? Oder sollte ich vielleicht wieder den Kopf schütteln, so wie im August letztes Jahr in der gleichen Situation?
Sollte ich mich einfach direkt zu ihr drehen?
Sollte ich nicht weiter den Kloß im Hals runterschlucken und meine Tränen einfach machen lassen?
Es war wieder still.
Ich war wie erstarrt und konnte mich teilweise nicht mehr bewegen, das ist ein ganz fürchterliches Gefühl.
"Ich habe gerade ein Bild im Kopf...
möchten Sie wissen, wie es aussieht?"
Ein deutliches Nicken.
"Ich sehe so eine Art, hm...
so eine Art Märchenwald, Zauberwald.
Aber es ist trotzdem nicht ganz dunkel, man kann noch Licht sehen.
Und es riecht so... moosig, ganz frisch.
Und weiter vorne, so in der Mitte,
da ist so eine Art Raum, ein abgeschlossener Raum.
Also es sieht nicht direkt wie ein Raum aus,
man erkennt es nicht gleich,
aber dort sitzen Sie drin,
Sie sitzen dort wie unter einer Glocke.
Und draußen vor dem Raum, da sind...
na ja, ich nenne es mal Tierchen oder Elfen... oder so etwas wie Feen - da sind so kleine Wesen.
Und die schauen Sie an und flüstern
"Louisa! Louisa!",
die reden mit Ihnen und versuchen Sie irgendwie zu locken...
aber Sie sitzen dort in diesem Raum.
Das war das Bild, hm...
"Louisa..."
jetzt ist es wieder weg..."
Tränen sind geflossen, aber ein winzig kleines Lächeln hat sich in meinem Gesicht breitgemacht.
Die Art, wie sie es erzählt hat, das Flüstern dieser kleinen Wesen...
"Ich habe so Angst...
Angst vor all den Menschen, Angst vor der Zukunft, Angst vor der Welt da draußen.
Ich sehe mich dort nirgendwo, ich fühle mich als hätte ich keinen Platz in dieser Welt.
Ich fühle mich komplett verloren"
"Die große weite Welt da draußen scheint gefährlich für Sie zu sein, das macht Ihnen Angst, hm...
Wenn Sie merken, dass es nicht mehr geht,
lassen Sie sich doch erstmal krankschreiben.
Ich weiß, das ist alles gerade sehr schwierig für Sie... aber vielleicht sollten wir diesen Schwebezustand annehmen und es hinnehmen, dass es gerade eben so ist.
Gucken Sie mal, jetzt sitzen wir beide hier erstmal,
hier ist jemand, der Ihnen zuhört, wir kennen uns jetzt auch schon seit zwei Jahren"
Irgendwann habe ich nur noch auf die Karte rechts neben mir an der Wand gestarrt und mir ständig mit dem Pulli mein ekelhaft nasses Gesicht abgewischt.
Es war noch eine ganze Weile still und ich saß schlimm verkrampft in dem Sessel.
"Wollen wir mal nach einem Termin nächste Woche schauen?"
Nicken.
"...habe Ich Ihnen schon gesagt, dass ich in zwei Wochen nochmal im Urlaub bin?"
Kopfschütteln.
"Okay... ich gucke am Computer mal nach einem Termin und gebe Ihnen einen Zettel,
auf dem mein Urlaub steht"
Sie saß am Computer, ich immer noch hinten im Sessel und ohne mich irgendwie auch nur ein einziges mal zu bewegen.
Plötzlich ist mir ein etwas lauteres Schluchzen rausgerutscht
und ich habe mich wieder angefangen zu bewegen.
Ich konnte es absolut nicht mehr zurückhalten oder verstecken,
es kam alles rausgeschossen.
Meine Therapeutin ist aufgestanden, mit dem Zettel zu mir gekommen und dann bin auch ich ganz langsam und wackelig aus dem Sessel hochgekommen.
Ich stand da und wusste in dem Moment nicht mehr,
wo oben und unten ist.
Sie hat mir die Hand mit dem Zettel entgegengstreckt und ihn mir gegeben.
Ich stand da, ganz im Ernst, wie ein verlorenes Würstchen in dem Moment.
Ich habe den Zettel genommen, auf die Buchstaben und Zahlen gestarrt
und angefangen ihn zusammenzufalten.
"Möchten Sie umarmt werden/Darf ich Sie in den Arm nehmen... ?"
Und ohne dann wieder lang über irgendwas nachzudenken,
habe ich einfach intuitiv genickt.
Direkt danach kam sie einen Schritt auf mich zu
und hat mich in den Arm genommen.
Ich habe immer ziemlich mit Berührungsängsten zu kämpfen und wusste nicht,
was ich machen oder wie ich reagieren sollte,
also habe ich sie mit meinem linken Arm auch einfach umarmt.
Mein anderer Arm war mit dem Zettel in der Hand fest an meinen Bauch gepresst.
Aber ich habe in dem Moment gemerkt, wie sich irgendwelche Spannungen in
mir gelöst haben, wie ich mich langsam entkrampft habe.
In dem Moment war ich von Wärme und Geborgnheit umgeben,
ich habe mich sicher und angenommen gefühlt.
"Wir schaffen das, wir kriegen das hin..."
meinte sie währenddessen.
Dann hat sich die Umarmung wieder gelöst und sie hat mich langsam losgelassen.
Ich bin fast über die beiden nebeneinanderstehenden Sessel gestolpert,
habe mit der Hand Richtung Tür gezeigt und sie meinte
"Toilette?"
und wir sind rausgegangen.
Nachdem ich gefühlte tausend Türen hinter mir geschlossen habe,
standen wir vor der Toilette - die übrigens immer aufgeschlossen werden muss,
ich bin so gut wie nach jeder Sitzung dort - und ich wollte ihr die Hand geben,
woraufhin sie mir auch kurz zögernd ihre gegeben hat.
Seltsame Situation.
Ich war noch eine Weile wie benommen und benebelt danach
und bin schnurstracks gerade den Weg nach unten und nach draußen gegangen.
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"you have a home in my Queendom""
hat die ruhige Stimme links von mir gesagt.
Ich habe weiter auf meine Arme und Hände gestarrt, nicht reagiert.
Ich wusste überhaupt nicht, wie ich in dem Moment reagieren sollte.
Sollte ich nicken? Oder sollte ich vielleicht wieder den Kopf schütteln, so wie im August letztes Jahr in der gleichen Situation?
Sollte ich mich einfach direkt zu ihr drehen?
Sollte ich nicht weiter den Kloß im Hals runterschlucken und meine Tränen einfach machen lassen?
Es war wieder still.
Ich war wie erstarrt und konnte mich teilweise nicht mehr bewegen, das ist ein ganz fürchterliches Gefühl.
"Ich habe gerade ein Bild im Kopf...
möchten Sie wissen, wie es aussieht?"
Ein deutliches Nicken.
"Ich sehe so eine Art, hm...
so eine Art Märchenwald, Zauberwald.
Aber es ist trotzdem nicht ganz dunkel, man kann noch Licht sehen.
Und es riecht so... moosig, ganz frisch.
Und weiter vorne, so in der Mitte,
da ist so eine Art Raum, ein abgeschlossener Raum.
Also es sieht nicht direkt wie ein Raum aus,
man erkennt es nicht gleich,
aber dort sitzen Sie drin,
Sie sitzen dort wie unter einer Glocke.
Und draußen vor dem Raum, da sind...
na ja, ich nenne es mal Tierchen oder Elfen... oder so etwas wie Feen - da sind so kleine Wesen.
Und die schauen Sie an und flüstern
"Louisa! Louisa!",
die reden mit Ihnen und versuchen Sie irgendwie zu locken...
aber Sie sitzen dort in diesem Raum.
Das war das Bild, hm...
"Louisa..."
jetzt ist es wieder weg..."
"the sea waves are my evening gown,
and the sun on my head is my crown,
I made this Queendom on my own,
and all the mountains are my throne"
and the sun on my head is my crown,
I made this Queendom on my own,
and all the mountains are my throne"
Tränen sind geflossen, aber ein winzig kleines Lächeln hat sich in meinem Gesicht breitgemacht.
Die Art, wie sie es erzählt hat, das Flüstern dieser kleinen Wesen...
"Ich habe so Angst...
Angst vor all den Menschen, Angst vor der Zukunft, Angst vor der Welt da draußen.
Ich sehe mich dort nirgendwo, ich fühle mich als hätte ich keinen Platz in dieser Welt.
Ich fühle mich komplett verloren"
"Die große weite Welt da draußen scheint gefährlich für Sie zu sein, das macht Ihnen Angst, hm...
Wenn Sie merken, dass es nicht mehr geht,
lassen Sie sich doch erstmal krankschreiben.
Ich weiß, das ist alles gerade sehr schwierig für Sie... aber vielleicht sollten wir diesen Schwebezustand annehmen und es hinnehmen, dass es gerade eben so ist.
Gucken Sie mal, jetzt sitzen wir beide hier erstmal,
hier ist jemand, der Ihnen zuhört, wir kennen uns jetzt auch schon seit zwei Jahren"
Irgendwann habe ich nur noch auf die Karte rechts neben mir an der Wand gestarrt und mir ständig mit dem Pulli mein ekelhaft nasses Gesicht abgewischt.
Es war noch eine ganze Weile still und ich saß schlimm verkrampft in dem Sessel.
"Wollen wir mal nach einem Termin nächste Woche schauen?"
Nicken.
"...habe Ich Ihnen schon gesagt, dass ich in zwei Wochen nochmal im Urlaub bin?"
Kopfschütteln.
"Okay... ich gucke am Computer mal nach einem Termin und gebe Ihnen einen Zettel,
auf dem mein Urlaub steht"
Sie saß am Computer, ich immer noch hinten im Sessel und ohne mich irgendwie auch nur ein einziges mal zu bewegen.
Plötzlich ist mir ein etwas lauteres Schluchzen rausgerutscht
und ich habe mich wieder angefangen zu bewegen.
Ich konnte es absolut nicht mehr zurückhalten oder verstecken,
es kam alles rausgeschossen.
Meine Therapeutin ist aufgestanden, mit dem Zettel zu mir gekommen und dann bin auch ich ganz langsam und wackelig aus dem Sessel hochgekommen.
Ich stand da und wusste in dem Moment nicht mehr,
wo oben und unten ist.
Sie hat mir die Hand mit dem Zettel entgegengstreckt und ihn mir gegeben.
Ich stand da, ganz im Ernst, wie ein verlorenes Würstchen in dem Moment.
Ich habe den Zettel genommen, auf die Buchstaben und Zahlen gestarrt
und angefangen ihn zusammenzufalten.
"Möchten Sie umarmt werden/Darf ich Sie in den Arm nehmen... ?"
Und ohne dann wieder lang über irgendwas nachzudenken,
habe ich einfach intuitiv genickt.
Direkt danach kam sie einen Schritt auf mich zu
und hat mich in den Arm genommen.
Ich habe immer ziemlich mit Berührungsängsten zu kämpfen und wusste nicht,
was ich machen oder wie ich reagieren sollte,
also habe ich sie mit meinem linken Arm auch einfach umarmt.
Mein anderer Arm war mit dem Zettel in der Hand fest an meinen Bauch gepresst.
Aber ich habe in dem Moment gemerkt, wie sich irgendwelche Spannungen in
mir gelöst haben, wie ich mich langsam entkrampft habe.
In dem Moment war ich von Wärme und Geborgnheit umgeben,
ich habe mich sicher und angenommen gefühlt.
"Wir schaffen das, wir kriegen das hin..."
meinte sie währenddessen.
Dann hat sich die Umarmung wieder gelöst und sie hat mich langsam losgelassen.
Ich bin fast über die beiden nebeneinanderstehenden Sessel gestolpert,
habe mit der Hand Richtung Tür gezeigt und sie meinte
"Toilette?"
und wir sind rausgegangen.
Nachdem ich gefühlte tausend Türen hinter mir geschlossen habe,
standen wir vor der Toilette - die übrigens immer aufgeschlossen werden muss,
ich bin so gut wie nach jeder Sitzung dort - und ich wollte ihr die Hand geben,
woraufhin sie mir auch kurz zögernd ihre gegeben hat.
Seltsame Situation.
Ich war noch eine Weile wie benommen und benebelt danach
und bin schnurstracks gerade den Weg nach unten und nach draußen gegangen.
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"you have a home in my Queendom""
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