The Silent Ones Are My Choir

Dieses plötzliche Gefühl, als ob einem die Kehle zugeschnürt wird.
Der Körper schaltet blitzartig auf Funktionieren um.
Und auf Flucht.
Alles zu viel, viel zu viel.
Viel zu voll, viel zu laut - Reizüberflutung.
Ich bin überfordert, bin innerlich am absaufen.
Ich habe Angst.

"Du bist hübsch, geh raus!
Du kannst nur gewinnen"
So etwas ähnliches habe ich heute unter
einem (nicht von mir) Video über soziale Phobie gelesen.
Tja, wenn das alles so einfach wäre.
Liebe Menschen, das ist es eben nicht.
Sozialphobiker haben eine übertriebene Angst
beobachtet, bewertet oder in unangenehme Situationen gebracht zu werden.
Und ja, da spreche ich gerade auch von mir.
Manchmal kommt es auch noch hinzu,
dass die Betroffenen ein verzerrtes Selbstbild haben.

"Meine Beine sind zu dick, wie werden mich die Leute
dann wohl anstarren, wenn ich einen Rock trage?"

"Ich stehe in einer Schlage an einer Kasse.
Die Frau hinter mir steht eindeutig zu dicht bei mir.
Was ist, wenn ich unangenehm rieche?
Was soll sie dann nur von mir denken?"

"Heute kann ich meine Haare nicht bändigen.
Ich sehe aus, als hätte ich ein Vogelnest auf dem Kopf!
Die Menschen draußen werden mir sicherlich
hinterher gucken und über mich lachen..."

"Ich hasse es, wenn ich Menschen direkt ansprechen muss.
Ich habe Angst ihnen in die Augen zu sehen.
Ich habe Angst bewertet zu werden.
Was ist, wenn ich Mundgeruch habe?
Am besten nehme ich fünf Meter Abstand.
Nein... dann muss ich lauter sprechen.
Nachher schreie ich noch herum und die Leute
halten mich erst recht für seltsam.
Am besten spreche ich mit niemandem..."

"Ich kann leider nicht mit meinen Freunden an den See mitkommen.
Ich fühle mich unförmig.
Zu unförmig für einen Bikini, sogar für einen Badeanzug.
Außerdem stehe und laufe ich immer krumm.
Die Leute werden sonst was denken und über mich lachen,
also verschwitze ich den Tag lieber allein zu Hause.
Hier kann mir nichts passieren..."

Und ich könnte noch ewig so weitermachen.
Das waren jetzt mal ein paar Beispiele.
Teilweise ausgedacht, teilweise selbst erlebt.
Als außenstehende Person würde man sich
wahrscheinlich denken
"Schätzchen, die Welt dreht sich nicht nur um Dich!"
Dabei geht es überhaupt nicht darum.
Bei mir sind es viele negative Erfahrungen,
die ich - größtenteils in der Kindheit und Jugend - machen musste
und die letztlich dazu beigetragen haben.
Und ich denke, dass das auch bei vielen anderen Menschen der Fall ist.
Wie viel habe ich schon im Internet gelesen, gehört und gesehen,
dass es meistens die Menschen betrifft,
die oft in ihrem Leben gehänselt wurden.
Ob schon im Kindergarten, in der Schule, der Uni,
dem Arbeitsplatz oder sonst wo.
Die Scheiße scheint es überall zu geben.
Also nichts mit
"Das sind doch alles erwachsene und reife Menschen hier",
nö, ums Alter geht es dabei gar nicht.

Oft geht es dabei doch darum, dass von seinen
eigenen Ecken und Kanten abgelenkt wird.
Von seinen eigenen dunklen Anteilen,
die jemand an sich vielleicht nicht mag.
Deshalb muss man sich dann ganz doll aufblasen,
jemanden täglich zur Schnecke machen
(und das ist noch zuckersüß ausgedrückt)
und beleidigen, damit man sich "stark" fühlt.
Damit man sich "besser" und "sicherer" fühlt.
Damit die eigenen Probleme vielleicht mehr in den Hintergrund geraten.
Total dumm, oder? Und eigentlich auch traurig.
Wegen so etwas werden täglich Menschenleben ruiniert.
Und das fängt schon bei den ganz kleinen Menschenleben an,
ob im Kindergarten oder in der Grundschule.

Und jetzt sage ich Euch mal was:
Es gibt sogar Pädagogen, die nichts, aber auch gar nichts dagegen machen.
Und ich gehe noch einen Schritt weiter:
Es gibt auch die, die sogar mitmachen!
In meinem Fall meine ich Lehrer/innen.
Lehrerinnen, die am Pult sitzen und kichern.
Und die, die laut mitlachen.
Und natürlich auch die, die noch einen Schritt weiter gehen
und mit krassen Sätzen und Anschuldigungen um sich werfen.
Und das alles auf eine 6, bzw. 7, 8, 9 und 10-Jährige.
Unglaublich, nicht wahr?
Und so geht es zweifellos in vielen Einrichtungen zu - tagtäglich.
Und das Endergebnis?
Man sieht sich beim Therapeuten.

Es gibt tatsächlich auch Menschen, die das nicht so trifft.
Und das hängt auch immer von den Merkmalen,
von der Vulnerabilität der Menschen ab.
Und diese Merkmale, diese Vulnerabilitätsfaktoren
werden uns dann gegeben, sobald wir bei Muttern im Bauch heranwachsen.
Fakt ist aber, dass so eine Scheiße wie bspw. Mobbing nie gut ist.
Egal, ob der Mensch nun emotional, sensibel, dünnhäutig oder was auch immer ist,
oder eben so lebendig und einfühlsam wie ein Stein.

Und jetzt nehmen wir uns alle an die Hände
und singen gemeinsam für die Liebe und den Frieden.
Amen und danke fürs Lesen.

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